Mit Spaß an der Arbeit und Gelassenheit auch große Herausforderungen gemeistert

Claudius Steins hat nach seinem Abitur 2012 in Heidelberg und einem FSJ bei der Gemeindediakonie Mannheim dort auch seine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger absolviert. Die Gemeindediakonie Mannheim schätzt ihn als engagierten und empathischen Kollegen und bedauert seinen baldigen Aufbruch zu neuen Ufern.
Das nachfolgende Interview stellt den jungen Mann näher vor und gibt Einblicke in seine durchweg positiven Erfahrungen während seiner Ausbildung. Nicht nur für seine Mit-Auszubildenden absolut lesenswert!

GDM: Wie bist du auf die Ausbildung bei der Gemeindediakonie Mannheim (GDM) gekommen?
Claudius Steins: Nach dem Abi habe ich mein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Gemeindediakonie absolviert. Innerhalb dieses Jahres arbeitete ich in verschiedenen Gruppen in den Tagesförderzentren (TFZ) auf der Vogelstang und in Neckarau. Ich habe dann angefangen, katholische Theologie zu studieren. Damals habe ich aber bereits gesagt: „Falls es mit dem Studium nicht klappen sollte, geh ich zurück und mach die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger (HEP).“ Naja…, nach zwei Semestern hab ich mich dann um einen Ausbildungsplatz beworben.

GDM: Was haben deine Freunde gesagt, als du dich für den sozialen Bereich entschieden hast?
Claudius Steins: Ich glaube den häufigsten Satz, den ich aus meinem Freundeskreis gehört habe, lautet: „Also ich könnte das nicht.“

GDM: Die Arbeitszeiten sind nicht unbedingt immer besonders angenehm und die Bezahlung könnte besser sein – warum hast du dich trotzdem für die Ausbildung entschieden? Alle anderen machen doch „irgendwas mit Medien“.
Claudius Steins: Ich glaube aus dem ganz banalen Grund, weil es mir Spaß macht. Und das eine schließt das andere ja nicht aus. Bei meinem Abschlussprojekt habe ich mit drei Beschäftigten Musikvideos gedreht. Das war unheimlich spannend und hat allen Beteiligten einen Riesenspaß bereitet!

GDM: Was reizt dich besonders an diesem Job?
Claudius Steins: Das Tollste an meinem Beruf ist das Begleiten von Menschen und, beobachten zu dürfen, was für eine Entwicklung sie nehmen.

GDM: Was ist deine Aufgabe bei der GDM und seit wann bist du da?
Claudius Steins: Im September 2012 habe ich mit meinem FSJ hier angefangen. Im Anschluss daran habe ich die Zeit bis zu meinem Studium noch als Übungsleiter in der Tagesbetreuung ausgefüllt. Dann gab es eben eine kleine Unterbrechung während meines Studiums, bevor ich im Sommer 2015 dann wieder als Übungsleiter eingestiegen bin. Im September habe ich dann im Wohnhaus Gartenstadt meine Ausbildung angefangen und bin zum zweiten Lehrjahr ins TFZ Waldhof in die Förder- und Betreuungsgruppe 1 gewechselt und habe dort die letzten zwei Jahre im Gruppendienst gearbeitet.

GDM: Wie sieht dein normaler Arbeitsalltag aus?
Claudius Steins: Wie es in den TFZs so üblich ist, fangen wir mit einem Frühteam an. Danach bereiten wir zusammen mit den Beschäftigten unser gemeinsames Frühstück vor. Vormittags sind wir dann bei uns im Werkbereich tätig. Wir arbeiten viel mit Holz, da wir ja die Glückswächter produzieren. Daneben erledigen wir Papiervernichtungsaufträge. Bei all diesen Tätigkeiten unterstütze ich unsere Beschäftigten. Nach dem Mittagessen bieten wir dann gruppenübergreifende Angebote an, wie beispielweise einen Singkreis.

GDM: Was war die bisher größte Herausforderung bei der GDM und wie hast du diese gemeistert?
Claudius Steins: Die größte Herausforderung war definitiv das Gruppenprojekt zum Abschluss der Ausbildung. Personen- und Fähigkeitsbeschreibung von drei Beschäftigten, Aktivitäten- und Intentionsfindung, Planung und Durchführung von zehn Aktivitäten mit Reflexion. Am Ende des Tages hatte ich knapp über 120 Seiten für das Projekt geschrieben. Meine Kollegen haben mich hierbei immer phänomenal unterstützt. Ohne sie hätte ich deutlich mehr Probleme gehabt.

GDM: Was war bisher dein schönstes Erlebnis?
Claudius Steins: Gerade in den letzten beiden Jahren habe ich super viele schöne Erlebnisse und Erfahrungen sammeln dürfen. Da eins rauszusuchen fällt mir echt schwer. Das erste schöne Erlebnis der Ausbildung war für mich aber definitiv die zweite Praxisanleitung im Unterkurs. Ich habe mit einem Bewohner getanzt und meine Praxislehrerin sagte im Anschluss, dass ich es geschafft hätte, dem Bewohner ein tolles Angebot bereitet zu haben. Das hat mir in dieser Situation verdammt gut getan. Da habe ich gemerkt, dass ich mich für den richtigen Beruf entschieden habe.

GDM: Welche Eigenschaften braucht man für den Job?
Claudius Steins: Ich finde, dass Ruhe und Gelassenheit zwei ganz wichtige Eigenschaften sind. Manchmal brauchen Beschäftigte einfach etwas länger für bestimmte Handgriffe. Da bringt es auch nichts, zu stressen und zu hetzen. Am Ende des Tages erreichen auch sie ihr Ziel und zwar selbstständig. Es wäre schade, wenn dieses Erfolgserlebnis nur wegen zu wenig Gelassenheit meinerseits nicht zu Stande kommen würde.

GDM: Was magst du gar nicht an deiner Arbeit?
Claudius Steins: Stress. Eigentlich bin ich ein sehr gemütlicher Typ. Manchmal auch zu gemütlich. Daher lag mir die Wohnhausarbeit auch nicht so, da es dort gerade auch morgens häufig viel zu stressig war.

GDM: Wie geht es nun weiter? Arbeiten, Studieren, was ganz anderes?
Claudius Steins: Ich werde wieder zurück in meine Heimatstadt Münster ziehen. Ich habe eine Zusage an der FH Münster, um dort ab Oktober Soziale Arbeit zu studieren. Ich habe die Arbeit als HEP bei der Gemeindediakonie wirklich lieben gelernt. Nichtsdestotrotz möchte ich diese Möglichkeit nutzen und mich auf dem Gebiet der Behindertenhilfe weiterbilden. Daher wird dies mein nächster Schritt sein.

GDM: Was könnte man an der Ausbildung verbessern?
Claudius Steins: Als ich mein Vorstellungsgespräch hatte – damals noch bei Herrn Lipponer – wurde mir mitgeteilt, dass die Ausbildung sowohl im Wohnbereich als auch in der Tagesförderung stattfinden wird. Genauso ging es bei mir auch vonstatten. Ich habe über die Berufsschule aber zwei Freunde kennengelernt, die ebenfalls ihre Ausbildung bei der Gemeindediakonie absolviert haben. Wir haben alle drei im Wohnbereich angefangen. Ich bin dann ins TFZ Waldhof gewechselt. Sie haben jedoch lediglich die Wohnhäuser gewechselt. Das finde ich äußerst schade, da beide Bereiche sehr unterschiedliche Schwerpunkte haben. Mir hat es unglaublich gut getan, im Rahmen der Ausbildung sowohl die Arbeit im Wohnhaus als auch in der Tagesbetreuung erlebt zu haben. Ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass mehr Auszubildenden die Möglichkeit gegeben wird, beides zu erleben. Die Gemeindediakonie hat die Voraussetzungen dafür.

GDM: Was würdest du zukünftigen Auszubildenden raten?
Claudius Steins: Wenn irgendetwas nicht so gut läuft, wie man sich das gedacht oder gewünscht hat, sollte man direkt mit den Kollegen darüber reden. Ich habe am Anfang versucht, viel mit mir allein auszumachen. Das hat nur bedingt funktioniert. Im Austausch mit meinen Kollegen kam ich zu tollen Ideen für Durchführungen, auf die ich alleine wahrscheinlich nicht gekommen wäre. Man sollte sich nicht scheuen, nach Unterstützung zu fragen, wenn man merkt, dass man alleine nicht mehr gut weiter kommt.

GDM: Wie tankst du wieder auf?
Claudius Steins: Es klingt ungewohnt, das aus dem Mund eines 25-Jährigen zu hören, aber ich gehe gerne mal in die Kirche. Ich gehöre zu einem der wenigen meiner Generation, die die Kirche als eine gute Gemeinschaft erlebt. Aus dieser Gemeinschaft und aus dem Glauben ziehe ich viel Kraft und kann meine Akkus wieder aufladen.

GDM: Für welche drei Dinge bist du besonders dankbar?
Claudius Steins: Da muss ich doch sehr klassisch antworten. Ich bin verdammt dankbar für meine Mutter. Ohne sie wäre ein vollkommen anderer Mensch aus mir geworden. Und ich glaube auch nicht, dass ich dann ein besserer Mensch sein würde. Ich bin auch sehr dankbar für meinen Onkel, dass er mich vor über fünf Jahren zum Patenonkel meiner Cousine gemacht hat. Für mich ist es seitdem schon etwas wirklich Besonderes, mein Patenkind begleiten zu dürfen und Zeit mit ihr verbringen zu können.
Schließlich, auch wenn das vielleicht noch schnulziger klingt als meine ersten beiden Antworten, bin ich überaus dankbar, dass ich die letzten beiden Jahre von fantastischen Kollegen begleitet wurde. Ich habe eine Wertschätzung erleben dürfen, die ich zu 100% vermissen werde. Meine Kollegen haben mich während der Ausbildung so extrem gut unterstützt. Da habe ich von vielen Mitschülern ganz andere Geschichten gehört.

GDM: Was ist das Besondere an Mannheim?
Claudius Steins: Mannheim ist bunt. Mannheim ist vielfältig. Mannheim beheimatet – wenn ich mich jetzt nicht irre – so viele verschiedene Nationen wie keine andere Stadt in Deutschland. Hier steht direkt neben der Moschee die Jugendkirche Samuel. Der CSD war im August ebenfalls zu Besuch. Diese bunte Vielfalt macht Mannheim so besonders. Und sie steht Mannheim meiner Meinung nach echt richtig gut.

Vielen Dank für das Gespräch!